Wie ist Populismus entstanden?
Das Entstehen des Populismus als bedeutende politische Kraft ist auf ein komplexes Zusammenspiel von historischen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren zurückzuführen. Wie bereits erläutert, entsteht er in der Regel in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels, wirtschaftlicher Umwälzungen und einer wahrgenommenen Diskrepanz zwischen dem politischen Establishment und den Anliegen der “einfachen Bürger”. Während die spezifischen Ursachen von Populismus von Land zu Land und von Region zu Region variieren können, gibt es einige gemeinsame Aspekte, die seine Entstehung erklären können.
Wirtschaftliche Ungleichheit
Wenn große Teile der Bevölkerung mit stagnierenden Löhnen, eingeschränkten Möglichkeiten und einem wachsenden Wohlstandsgefälle zwischen Reichen und dem Rest der Bevölkerung konfrontiert sind, schafft dies einen Nährboden für populistische Stimmungen. Populistische Führer machen sich oft die Frustrationen derjenigen zunutze, die sich von der Globalisierung, dem technologischen Fortschritt und einer Wirtschaftspolitik, die die vermögende Elite begünstigt, abgehängt fühlen.
Enttäuschung über das politische Establishment
Populismus entsteht aus einem Gefühl der Enttäuschung über die etablierten politischen Parteien und Institutionen. Viele Menschen haben das Gefühl, dass die etablierten politischen Eliten nicht auf ihre Alltagssorgen eingehen und ihre Bedürfnisse nicht berücksichtigen. Diese Enttäuschung kann aus einer empfundenen Korruption, mangelndem Einfühlungsvermögen oder dem Gefühl resultieren, dass das politische System eher den Interessen einiger weniger als denen der Mehrheit dient.
Kulturelle Ängste und Identitätsfragen
Globalisierung, Massenmigration und kulturelle Veränderungen können Gefühle der Unsicherheit und Angst vor dem Verlust der eigenen nationalen oder kulturellen Identität hervorrufen. Populistische Führer machen sich diese Ängste zunutze, indem sie sich als Verteidiger nationaler Werte, Traditionen und des kulturellen Erbes darstellen. Sie versprechen, ihre Anhänger vor vermeintlichen Bedrohungen durch äußere Kräfte, seien sie wirtschaftlicher, sozialer oder kultureller Natur, zu schützen.
Politische Unzufriedenheit und Demokratiedefizit
Wenn die Bürger das Gefühl haben, dass ihre Stimme nicht gehört wird oder sie nicht zu sinnvollen Veränderungen führt, oder dass das politische System von mächtigen Interessen dominiert wird, dann wenden sie sich möglicherweise populistischen Bewegungen zu, um zu protestieren und eine stärkere politische Vertretung und Rechenschaftspflicht zu fordern.
Kommunikationstechnologie und Medien
Das Aufkommen neuer Kommunikationstechnologien, insbesondere der sozialen Medien, aber auch der künstlichen Intelligenz und damit einhergehend die Möglichkeit, Fotos oder Videos zu fälschen, haben eine wichtige Rolle beim Aufstieg des Populismus gespielt. Diverse Plattformen bieten populistischen Führern die Möglichkeit, direkt mit ihren Anhängern in Kontakt zu treten und dabei die traditionellen Medienkanäle und ihre sog. Gatekeeper zu umgehen. Die schnelle Verbreitung von Informationen und die durch Online-Communities geschaffenen Resonanzräume können populistische Botschaften verstärken und Gleichgesinnte mobilisieren.
Es ist wichtig festzustellen, dass diese Ursachen miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig verstärken können. Wirtschaftliche Ungleichheit kann politische Unzufriedenheit schüren, die wiederum kulturelle Ängste verschärft. Populistische Führer machen sich diese sich überschneidenden Missstände zunutze, indem sie einfache und oft emotionsgeladene Lösungen für komplexe Probleme anbieten und versprechen, dem Volk die Macht zurückzugeben und die bestehende Ordnung zu stören.